Chronik

Aus der Geschichte gewachsen,

in der Gegenwart bewährt,

auch in Zukunft notwendig:

125 Jahre

 

Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag

1877 - 2002

 

 

 

Peter Slesiona

 

Geschichten und Geschichtliches:
Aus der Gründerzeit der Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag
(1877 – 1946)

Aus der Geschichte gewachsener Brandschutz

Im Jahre 1267 taucht Eppenschlag aus dem Dunkel seiner Gründungszeit in das Licht mittelalterlicher Geschichtsschreibung. Ins Licht der Gegenwart tritt Eppenschlag im Jahre 1818. Als dörfliche Gesellschaft über Jahrhunderte bewährt, wird Eppenschlag 1818 staatlich anerkanntes Gemeinwesen und damit politisch selbständige Landgemeinde.

Bald darauf sollte Eppenschlag auch in die Geschichte des vorsorglichen Brandschutzes eintreten. Den Anstoß dazu gab ein verheerender Feuersturm, der im Jahre 1833 über das Dorf hereinbrach und ganz Eppenschlag in Schutt und Asche legte. Joseph Klämpfl weiß in einer 1855 in Passau erschienenen historisch-topographischen Beschreibung davon zu berichten: „1833 brannte  das ganze Dorf Eppenschlag mit 27 Häusern samt dem Bräuhause und der neuen Dorfkapelle ab.“

Der Schock dieses Ereignisses und die jahrelangen Mühen des Wiederaufbaus hielten das Gespenst der Angst vor neuen Brandkatastrophen lange und hartnäckig in den Eppenschlagern wach. Der Weiher auf dem Dorfanger wurde vergrößert und der Feuereimer hing längst in jedem Haus, noch bevor die Feuerlösch-Ordnung der Landgemeinde Eppenschlag dies 1872 vorschrieb: „Jeder Hausbesitzer ist verpflichtet, sich einen ledernen oder hänfenen Feuereimer anzuschaffen, denselben im Hause in einem brauchbaren Zustande aufzubewahren und eine gute Laterne zu halten . . . .“

Eppenschlags Feuerlösch-Ordnung von 1872

 

Eppenschlags Feuerlöschordnung von 1872 fällt in die erste Gründungswelle freiwilliger Feuerwehren im Königlichen Bezirksamt Grafenau. Sie zeigt durchaus Züge gemeinschaftlichen Handelns und straff organisierter Feuerbekämpfung und kann so als Vorform der 1877 in Eppenschlag gegründeten Freiwilligen Feuerwehr gewertet werden.

„Feuerlösch-Ordnung für die Landgemeinde Eppenschlag:

 

  1. Bei Ausbruch eines Brandes haben die betreffenden Hausbesitzer oder deren Angehörige sofort die öffentliche Hilfeleistung anzurufen und die sämtlichen Hausbesitzer und nächsten Nachbarn von dem Brande in Kenntnis zu setzen.
  1. Bei Wahrnehmung eines Brandes hat die hierfür aufgestellte Person ungesäumt das ortsübliche Alarmzeichen zu geben. Kinder sind von der Brandstätte entfernt zu halten.

 

  1. Jeder Hausbesitzer ist verpflichtet, sich einen ledernen oder hänfenen Feuereimer anzuschaffen, denselben im Hause in einem brauchbaren Zustand aufzubewahren und eine Laterne zu halten, dieselbe bei nächtlichen Bränden anzuzünden und gegen die Ortsstraße auszuhängen.
  1. In den in der Nähe von Brandstätten befindlichen Gebäulichkeiten sind die Fenster und Dachbodenöffnungen zu schließen und Wasserbehälter auf die Bodenräume zu bringen.

 

  1. Durch die in Nähe des Brandes befindlichen Gebäude und Grundstücke muß nötigenfalls der Durchgang für die Lösch- und Rettungsmannschaft gestattet werden. Brunnen von Privatpersonen und auch Wasserbehälter sind für die Brandstillung zur Benutzung freizugeben.
  1. Die Besitzer von Pferden sind verpflichtet, nach der von der Orts-polizeibehörde festgesetzten Reihenfolge ihr Pferd zur Bespannung der Löschgerätschaften und für die Feuerreiter auf Anordnung der Ortspolizeibehörde bei in- und auswärtigen Bränden zur Verfügung zu stellen.

 

  1. Die Ausführung der Lösch- und Rettungsarbeiten hat nach den speziellen Anordnungen der Verwaltungsbehörde zu geschehen durch die aus der Gemeindebürgschaft aufgestellten Mannschaft für Lösch- und Rettungs-arbeiten.
  1. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Vorschriften werden gemäß § 368 Ziff. 8 des Reichsstrafgesetzes mit Geldstrafe bis zu 20 Thaler bestraft oder mit Haft bis zu 14 Tagen.

 

Eppenschlag, am 22. Oktober 1872
Die Gemeindeverwaltung:
Breit, Bürgermeister“
Schullehrer und Gemeindeschreiber Franz Xaver Klinger,
ein „Motor“ zur Gründung der Feuerwehr

Zwar waren die Strukturen für die Aufgaben einer Freiwilligen Feuerwehr mit der Feuerlösch-Ordnung von 1872 weitgehend vorgegeben, doch die Gründung eines Vereins braucht einen Motor! Den sah und fand die Königlich Bayerische Regierung wieder einmal in Kirche und Schule. Am 6. Mai 1870 erging auf „Seiner Königlichen Majestät allerhöchsten Befehl“ eine Ministerial-Entschließung über die „Mithilfe der Geistlichen und Lehrer zur Verbesserung des Feuerlöschwesens auf dem flachen Lande“.

Dort heißt es unter anderem:

„Es unterliegt keinem Zweifel, daß ordentliche Feuerlöschmaschinen und gut organisirte Feuerwehren das beste Mittel sind, um den auf dem Lande noch so häufig vorkommenden größeren Feuersbrünsten vorzubeugen. Dieser in sehr vielen Landgemeinden noch nicht hinreichend gewürdigten Wahrheit würden die Geistlichen und Lehrer durch Rath und Belehrung mehr und mehr Eingang zu verschaffen vermögen.

Aus Anlaß einer von dem Landesausschusse der bayerischen Feuerwehren hierorts eingereichten Vorstellung vom 18. März l. Js. erhalten daher die Kreisregierungen, Kammern des Innern, den Auftrag, die Geistlichen und Lehrer ihres Regierungsbezirks auf die Wichtigkeit und den großen Nutzen geordneter Feuerlöscheinrichtungen aufmerksam zu machen, und in angemessener Weise dahin zu wirken, daß dieselben ihre Gemeinden zur Anschaffung tüchtiger Feuerspritzen und zur Bildung organisirter Feuerwehren thunlichst anregen (Fettdr. durch d. Verf.).“

1864 war Eppenschlag Schulort geworden. Ganz ohne Zweifel übte der Schullehrer damals über die Schule hinaus nicht nur gesellschaftlich Einfluss aus, sondern als Gemeindeschreiber auch auf die Verwaltung. Inwieweit Franz Xaver Klinger, damals Schullehrer und Gemeindeschreiber in Eppenschlag, am Zustandekommen dieses Beschlusses mitgewirkt hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Tatsache jedoch ist, dass er uns, datiert vom 22. Oktober 1876, in schwungvoller deutscher Handschrift den Beschluss des Eppenschlager Ge-meindeausschusses hinterlassen hat, eine „vierräderige Saugpumpe“ anzu-schaffen.

„Laut Beschluß vom Heutigen wurde die Anschaffung einer vierräderigen Saugpumpe für die Gemeinde Eppenschlag beschloßen. Bezügl. des Ankaufs, der Kosten sowie der Bezahlung hat sich Bürgermeister Draxinger persönlich mit dem Königl. Bezirksamte in Einvernehmen zu setzen.

Gemeindeausschuß Eppenschlag: Draxinger, Bürgermeister, Baptist Köppl, Frz. Bauer, Joseph Meier, Michl Kraft, Baptist Breit.“
1876: Eine „vierräderige Saugpumpe“ wird ange­schafft

Möglicherweise war dieser Beschluss Ende 1876 (Ab-bildung links!) ein aller-letzter Anstoß zur Grün-dung der Eppenschlager Wehr im Frühjahr des nächsten Jahres. Denn bis die neue „vierräderige Saugpumpe“ geliefert wur-de, war sicher noch einige Zeit ins Land gegangen. Doch als sie Anfang 1877 da war, verlangte der Um-gang mit der neuen Pumpe eine geübte, eingespielte Mannschaft. Ein unmittel-barer Zusammenhang mit der Gründung der Freiwil-ligen Feuerwehr Eppen-schlag am 25. März 1877 scheint da nicht von der Hand zu weisen!

Doch darüber hinaus gab es dazu sicher auch Anstöße von außen. Denn zu Eppenschlags politischem Selbstbewußtsein als Landgemeinde war mit der Errichtung der Schule 1864 auch das kulturelle getreten. Seit dieser Zeit beobachtete man sehr genau das Geschehen in den anderen Gemeinden des Bezirksamtes, denen man in nichts nachstehen wollte. So war schon 1865 die Freiwillige Feuerwehr Grafenau gegründet worden, nur ein Jahr später die in Schönberg. 1868 folgten Innernzell, 1873 Ranfels, 1874 Oberkreuzberg und Zenting, 1876 St. Oswald, Klingenbrunn und Oberaign.

 

25. März 1877:
Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag“

Mit Schönberg, Innernzell, Oberkreuzberg und Klingenbrunn war man inzwischen geradezu eingekreist mit bereits vollzogenen Feuerwehrgründungen. Da wollten und konnten die Eppenschlager nicht länger nachstehen. Die Zeit war reif und die neue „vierräderige Saugpumpe“ war da! Als elfte Freiwillige Feuerwehr (gefolgt von weiteren  21  der damals insgesamt  32  Gemeinden)  im
Königlichen Bezirks-amt Grafenau be-gründete sich am 25. März 1877 die Freiwillige Feuer-wehr Eppenschlag.

Leider sind uns schriftliche Auf-zeichnungen aus der Gründerzeit der Ep-penschlager Wehr nicht erhalten, so dass sich die Ge-schichte ihrer An-fangsjahre nur aus späteren Aufzeich-nungen rekonstru-ieren lässt.

Eppenschlags erste Feuerwehr-Aktive

 

Groß mag das Häuf-lein nicht gewesen sein, das sich am 25. März 1877 zur Frei-willigen Feuerwehr Eppenschlag zusam-menschloss. Als Männer der aller-ersten Stunde lassen sich rückwirkend vier Namen erschließen. Denn das Königliche Bayerische Staatsministerium des Innern verlieh am 15. März 1905 das von König Ludwig II. „durch Allerhöchste Verordnung vom 24. Juni 1884 gestiftete Ehrenzeichen“ für 25-jährige pflichtgetreue Dienstleistung in der Feuerwehr an Josef Kraft, Müller in Marbach, Karl Resch, Mauerer in Eppenschlag, Michael Schröng-hammer, Bauer und Wagner in Marbach und an Franz Schneider, Bauer in Marbach. Sie waren es offensichtlich, die sich von Anfang an um den Einsatz der neu angeschafften „vierräderigen Saugpumpe“ kümmerten und sich mit ihrem Gebrauch vertraut machten – erste Übungen, wenn man so will.

Von einem dieser Feuerwehrpioniere, Michael Schrönghammer, ist uns wenigs-tens die Verleihungsurkunde zu diesem Ehrenzeichen erhalten geblieben.

 

Es liegt nahe, dass die Gründungsversammlung im „Bräuhause“ zu Eppenschlag stattfand, war doch Anton Rechenmacher, Bierbrauer und Gastwirt zu Eppenschlag, mit ein Motor zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag – als Wirt sicher nicht ganz uneigennützig! – und später ihr erster Vorstand. Außer diesen Männern der ersten Stunde lassen sich als sehr frühe Mitglieder auf Grund ihrer späteren Ernennung zu „Ehrenmitgliedern“ er-schließen Johann Breit aus Eppenschlag (eingetreten am 1. 5. 1877) sowie Otto Köppl aus Eppenschlag und Ludwig Urmann aus Wolfertschlag (beide eingetreten am 1. 5. 1878).

1878: Neue „Wasser-Reserven“ für Eppenschlag und Rametnach

War das Häuflein auch nicht groß, so war doch der Einfluss des neuen Vereins in der Gemeinde sehr bald spürbar – sicher nicht unwesentlich mitbestimmt von Bräu Anton Rechenmacher als Vorstand, dem mit dem größten Gebäude-komplex mitten in der Ortschaft zudem ein gewisses Eigeninteresse an vor-beugendem Brandschutz nicht abzusprechen war. So waren schon am 27. Januar 1878 alle Hausbesitzer von Eppenschlag und Rametnach von der Gemeinde-verwaltung einbestellt, dem geplanten Bau einer „Wasserreserve“ in diesen beiden Ortschaften bei voller Übernahme der entstehenden Kosten durch die jeweiligen Dorfbewohner zuzustimmen.
„Wegen Anfertigung einer Wasserreserve sei dem Beschluße des Gemeindeausschußes beizustimmen. Der Bau einer neuen zweckentsprechenden Wasserreserve ist mit Beginn einer günstigeren Witterung sofort in Angriff zu nehmen, unverzüglich sind jedoch die Pläne herzustellen. Sämmtliche Ausgaben werden von den Ortsbewohnern gedeckt.“

Die für Eppenschlag und Rametnach in gleicher Bauart noch 1878 von Bezirksbautechniker Weber am Königlichen Bezirksamt Grafenau erstellte Planung einer überdachten, „mit Blockhölzer gezimmerten Wasser-Reserve“ nötigt noch im 21. Jahrhundert architektonischen Respekt ab.

 

 

Der 4 x 3,50 Meter große im Erdreich begründete Baukörper speicherte 14 Kubikmeter Löschwasser, das über das „Ausschöpfthürchen“ in der Bedachung entnommen werden konnte. Seinen Standort in Rametnach weist der Lageplan im unteren Dorf aus, in Eppenschlag (Ziffer 1) nahe dem „Wohn- und Brauhaus des Anton Rechenmacher“ (3.!). Die Ziffer 2 bezeichnet die „Projektierte Baustelle des Feuer Requisiten Gebäudes“, von dem noch zu berichten sein wird. Das „Hüterhaus“ trägt die Ziffer 4. Es musste im Jahre 1900 dem Bau des Gotteshauses weichen. Die über den Dorfanger führenden Wege sind mit der Ziffer 6 bezeichnet.

 

 

Zusammen mit dem Bürgermeister stimmten die Rametnacher durch ihre Unterschrift dem Bau dieser „mit Blockhölzer gezimmerten Wasser-Reserve“ zu: „Xaver Draxinger, Bürgermeister, Joseph Maier, Georg Stökl, Maria Schönberger, Michl Maier.“

Von den 15 Eppenschlager geladenen Hausbesitzern waren nur 11 erschienen. „Da mehr als Zweidrittel Stimmberechtigte vorhanden waren“, wie Schullehrer und Gemeindeschreiber Franz Xaver Klinger vermerkt, galt der Bau der Wasserreserve jedoch auch für Eppenschlag als beschlossen. Die Unterzeichneten: „Rechenmacher, Molz, Breit, A. Heiß, Georg Augustin, Isidor Süß, Kajetan Garhammer, Michl Zaglauer, Baptist Köppl, Joh. Augustin, Gößl. Der Bürgermeister: Xaver Draxinger,.“

Ob die projektierte Wasser-Reserve in Eppenschlag selbst allerdings zur Bauausführung gelangte, ist eher zweifelhaft. Möglicherweise ist man damals einer Stellungnahme des „Königlichen Straßen- und Flußbauamtes Deggendorf“ vom 15. Mai 1878 zu dem geplanten Projekt gefolgt:

„1. Die Anlage einer Wasserreserve im Dorfe Rametnach seinen Zweck und Sinn hat, weil diese Reserve gleichzeitig Sammelbassin ist.

2. Dagegen im Dorfe Eppenschlag es praktischer wäre, wenn anstatt der Ausführung einer neuen Reserve die alte belassen und mit dem veranschlagten Geldbetrag entweder lange Schläuche für die Feuerspritze angeschafft würden oder wenn eine Vorrichtung dahin getroffen würde, daß das ganze dem Dorfe zur Verfügung stehende Wasser im Notfalle bis an den Bauplatz der projektierten Reserve geleitet werden könnte z. B. durch Legen von genügend großen Tonröhren.“

„Tonröhren“ hat man damals zwar sicher nicht verlegt, doch es ist anzunehmen, dass die selbst gebohrten Holzrohre, die bei der Gestaltung des Kirchenumfeldes im vergangenen Jahr noch relativ gut erhalten zum Vorschein kamen, diesen vom Flussbauamt geforderten Zweck erfüllten. Denn sie liefen genau auf den „Bauplatz der (1878) projektierten Reserve“ zu und hatten am östlichen Rand des Dorfangers Anschluss an das ehemalige „Schulbacherl“, einen Abzweig des Klopferbaches. So war im Brandfalle jederzeit für einen ausreichenden Wasserstand des Dorfweihers (= projektierte Stelle zum Bau der überdachten „mit Blockhölzer gezimmerten Wasser-Reserve“) gesorgt, die deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht zur Bauausführung gelangte.

1878/79: Ein „Feuer Requisiten Gebäude“ wird errichtet

Was allerdings auf dem Eppenschlager Dorfanger mit Sicherheit zur Bauausführung gelangte, ist ein Feuerwehr-Gerätehaus, das im vorstehenden Lageplan (Ziffer 2) als „Projektierte Baustelle des Feuer Requisiten Gebäudes“ bereits eingezeichnet ist. Den entsprechenden Beschluss dazu fasste eine Gemeindeversammlung der 21 Höchstbesteuerten in der Landgemeinde Eppenschlag, die sich durch ihre Unterschrift verpflichteten, „die Kosten zum Baue des Requisiten-Hauses zu Eppenschlag“ durch eine Umlage zu über-nehmen. Es ist dies eine der allerersten Beschluss-Niederschriften, die uns Schullehrer und Gemeindeschreiber Georg Heiß, der Nachfolger von Franz Xaver Klinger, hinterlassen hat.

 

 

„Beschluß gefaßt am 14. Juli 1878 in nachstehendem Betreff:
Bei heutiger Gemeindeversammlung wurde von zwanzig einem Mitglied der Höchstbesteuerten über Aufbringung der Kosten zum Baue des Requisiten-Hauses zu Eppenschlag beschlossen, daß die Kosten nach Voranschlag des Baues durch Aufbringung einer Umlage gedeckt werden u. der ganze Bau von Hr. Bürgermeister Xaver Draxinger geleitet wird.“

Die Unterzeichneten: „Draxinger Bürgermeister, Michael Maier, Jos.Peindl, Riedl Michl, Georg Nickl, Baptist Köppl, Rechenmacher, Schiller, Joseph Lagerbauer, Christian Molz, Franz Urman, Franz Wallner, Franz Garhammer, Georg Augustin, Isidor Süß, Michl Kraft, Baptist Breit, Martin Garhammer, Joseph Meier.“

 

Die früheste Postkarten-Zeichnung des Eppenschlager Dorfangers, auf der das 1878/79 errichtete „Feuer Requisiten Gebäude“ wenigstens andeutungsweise zu erkennen ist, stammt aus der Zeit kurz nach Vollendung des Kirchenbaus, etwa aus den Jahren 1902/03. Links vom Gotteshaus duckt sich unter die zwei mächtigen Giebelansichten des ehemaligen Lehrerwohnhauses (Walmdach!), überragt vom Schulgebäude, ein winzig kleines Giebelchen unter die Schule, von Gebüsch und Bäumen gesäumt: das Spritzenhaus! Der Zaun rechts vor der Kirche weist hin auf den Dorfweiher dahinter und lässt darauf schließen, das die 1878 geplante „überdachte Wasser-Reserve“ zwar in Rametnach, doch in Ep-penschlag damals eher nicht gebaut wurde.

Das Häuflein „Freiwilliger“ bleibt lange klein

Waren damit weitgehend alle materiellen Voraussetzungen für einen ordnungsgemäßen Feuerschutz schon 1879 erfüllt, hakte es bei der damals noch sehr jungen Eppenschlager Wehr vor allem personell. Das Häuflein von Feuerwehridealisten wurde nur sehr langsam größer. Zu den vier Männern der ersten Stunde (Josef Kraft, Karl Resch, Michael Schrönghammer, Franz Schneider) waren bis 1878 nur drei weitere gekommen (Johann Breit, Otto Köppl, Ludwig Urmann). Ihre Namen leiten sich durch ihre spätere Ernennung zu „Ehrenmitgliedern“ zusammen mit 12 weiteren Feuerwehrveteranen ab, deren Eintrittsdatum in die Eppenschlager Wehr sich auf die Jahre zwischen 1887 und 1905 verteilt.

Es sind dies: Riedl Michl, Schuhmacher in Eppenschlag, Eichinger Michl, Austrägler zu Fürstberg, Garhammer Josef, Bauer zu Marbach, Garhammer Josef, Gütler zu Wolfertschlag, Garhammer Johann, Austrägler zu Wolfert-schlag, Maier Johann, Gütler zu Marbach, Friedl Mathias, Austrägler zu Eppenschlag, Eiter Heinrich, Gütler zu Raumreuth, Wellisch Johann, Austrägler zu Rametnach, Süß Karl, Gütler zu Kohlstatt, Süß Michl, Gütler zu Kohlstatt, Brunner Georg, Gütler zu Kaltenberg.

Gleichzeitig mit ihrer Ernennung zu „Ehren-mitgliedern“ gab es - je nach der Zeit ihres aktiven Dienstes – Ur-kunden für 25-jährige pflichtgetreue Feuer-wehr - Dienstleistung (wie die weiter vorn von Michael Schröng-hammer abgebildete, die mit einem von König Ludwig II. 1884 gestifteten „Ehrenzei-chen“ verbunden war) oder das sehr aus-drucksstark gestaltete (dafür jedoch mit keinem „Orden“ ver-sehene!) „Ehren-Di-plom für 15jährige pflichteifrige Feuer-wehr- Dienstleistung“, hier das von Michael Riedl, verliehen vom Bayerischen Landes-Feuerwehr- Ausschuss am 31. Oktober 1931.

Eine Pflicht-Feuerwehr ergänzt die Freiwillige

Doch dieser personelle Notstand „Freiwilliger“ war während der großen Feuerwehr-Gründungswelle zwischen 1870 und 1880 in rund 50 Prozent der niederbayerischen Gemeinden ein generelles Problem. Dem half erst ein Erlass des Königlich Bayerischen Staatsministeriums des Inneren zu Beginn der 80er Jahre ab, wonach in allen Gemeinden, in denen eine Freiwillige Feuerwehr nicht besteht oder von der Zahl ihrer Mitglieder nicht in der Lage ist, den Brandschutz in der Gemeinde zu gewährleisten, dieser durch eine Pflichtfeuerwehr sicher gestellt werden muss.

Letzteres traf auch für Eppenschlag zu. Freiwillige Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr bestanden dabei nebeneinander, wobei durch die gemeindliche Feuerwehrpflicht die aktive Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr ergänzt wurde, bei der jedoch weitgehend die Führungsaufgaben verblieben. Im Vollzug dieser neuen Pflichtaufgaben berichtete die Gemeindeverwaltung Eppenschlag am 22. April 1882 dem königlichen Bezirksamt in Grafenau, „daß Christian Molz, Häusler von Eppenschlag, als Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag gewählt worden ist.“

1883: Geordnetes Feuerlöschwesen durch „Gemeindeversammlung“

Doch das Bezirksamt besteht auf einer kompletten Führungsmannschaft und mahnt Regelungen zu „Fahrdiensten“ und der Alarmierung im Brandfalle an. Am 11. März 1883 beruft die Gemeindeverwaltung eine wohl allererste Gemeindeversammlung in Eppenschlag ein, um die Bemühungen der Freiwilligen Feuerwehr zum Brandschutz im Gemeindegebiet durch die staatlich geforderte „Pflichtfeuerwehr“ auf eine breitere Basis zu stellen. Wie uns das Protokoll dieser Versammlung aller „Gemeindeverwaltungs- und Gemeinde-mitglieder“ berichtet, wurden dabei die „Chargierten der Pflichtfeuerwehr“ gewählt.

„. . . 1. Als Commandant wurde gewählt: Mathäus Schönberger, Bauer v. Rametnach,
2. als Spritzenzugführer Franz Bauer, Bauer v. Wolfertsschlag,
3. als Ordnungsmännerzugführer Ulrich Franz, Gütlerssohn v. Wolfertsschlag.

II. Bezüglich des Fahrdienstes wird Verteilung unter den Pferdebesitzern vor-genommen.

III. Als Feuersignale ist in den Ortschaften wo Glocken sind das Läuten derselben angeordnet. In der Ortschaft Rametnach wird durch ein Horn Zeichen gegeben . . . .“

Allen Anwesenden wurde außerdem die „distriktpolizeiliche Feuerlösch-ordnung“ bekannt gegeben.
So scheint das Protokoll dieser Versammlung die „Geburtsstunde“ eines geordneten Feuerlöschwesens und damit einer funktionsfähigen – wenn auch mit Sicherheit noch völlig ungeübten – Feuerwehr in der Landgemeinde Eppenschlag zu belegen. Es soll daher als wichtiges Dokument aus der Gründerzeit der Eppenschlager Wehr nicht fehlen!

 

 

„Gemeinde-Visitationen“ kontrollieren Brandschutz

Ab dieser Zeit wurden bei den regelmäßigen „Gemeindevisitationen“ durch das Königliche Bezirksamt Grafenau nicht nur die vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen, sondern auch Einrichtung und Ausrüstung der Feuerwehr kritisch unter die Lupe genommen. So wurde bei der fälligen Gemeindevisitation im September 1883 die vorhandene „vierräderige Saugpumpe“ als nicht ausreichend bemängelt. Am 7. Oktober 1883 befassten sich die Gemeindeausschussmitglieder Christoph Augustin, Michl Draxinger, Joseph Peindl, Baptist Köppl und Martin Garhammer unter Vorsitz von Bürgermeister Maier mit dieser Rüge. Gemeindeschreiber und Schullehrer Georg Heiß hat uns über die Zurückweisung dieser Mängelrüge ein interessantes und aufschlussreiches Protokoll hinterlassen:

„Laut Gemeindevisitationsbescheid vom 28. September l. Jahres erscheint die vorhandene Feuerspritze als etwas zu klein und sei die Anschaffung einer größeren in Erwägung zu ziehen. – Zu diesem Behuf wurden (sic!) auf heute der gesammte Gemeindeausschuß vorgeladen. Von den 10 Geladenen erschienen 6. Dieselben beschlossen:

Es sei von der Anschaffung einer größeren Feuerspritze jetzt Umgang zu nehmen, da die jetzige Spritze ihrer Größe entsprechend gut geht und wegen Nähe der Ortschaften Kirchdorf und Schönberg leicht Hilfe zu hoffen ist. Zudem wäre eine größere Spritze wegen des bergigen Terrains schwerer zu transportieren. Ferner hat die hiesige Feuerwehr noch nahezu 500 M. Schulden, welche Summa die Gemeinde zu tilgen übernimmt, was bei den jetzt ohnehin schweren Zeiten sehr viel ist (Fettdr. nicht im Original!).“

Die hier erwähnten Schulden sind mit Sicherheit der „Freiwilligen Feuerwehr“ zuzuordnen. Zwar ist uns der Grund dafür nicht bekannt, doch konnte die „Pflichtfeuerwehr“ als gemeindliche Einrichtung wohl keine Schulden haben. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass Freiwillige Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr zwar in der Praxis vereint, aber amtlich jeweils getrennt geführt wurden. So heißt es z. B. in einem Schreiben des Bezirksamtes Grafenau an die Gemeinde Eppenschlag vom 3. Mai 1886: „Die eingereichten Grundlisten (=Namenslisten, Anm. d. Verf.) der freiwilligen und der Pflicht-feuerwehr Eppenschlag folgen nach genauer Einsicht mit dem Amtswege zurück mit der Auflage, die ausgewanderten (=verzogenen, Anm. d. Verf.) Mitglieder der besseren Übersicht wegen zu streichen.“

 

Ab 1884: Gut organisierter Übungsbetrieb und Feuerwehrdienst

Neben den jährlich vorzulegenden Mitgliederlisten der Feuerwehr mussten auch die angesetzten Feuerwehrübungen von der Gemeinde an das Bezirksamt ge-meldet werden. War es anfänglich (1884) nur eine Übung, steigerten sich diese schnell, so 1887 auf drei, und schon 1888 waren zwei „ordentliche Übungen“ und vier „Hauptübungen“ zu vermelden.

Und die Einsätze der Eppenschlager Wehr galten nicht nur dem eigenen Schutzbereich, sondern bald auch den Nachbargemeinden, so am 25. Juni 1885 einem Brand in Kirchdorf. Bei diesem Einsatz holte sich Spritzenmann Max Trauner einen „Leistenbruch durch Stoß mit der Druckstange“, der erste „Feuerwehr-Invalide“ der Eppenschlager Wehr. Interessant daran ist, dass Feuerwehrdienst damals bereits sozial abgefedert war. So entnehmen wir dem Jahresbericht 1896 des „Kreisfeuerwehrverbandes Niederbayern“, dass Trauner in diesem Jahr eine „Invaliden-Unterstützung“ in Höhe von 120 M. erhalten hat, seit 1885 insgesamt 1842,70 M.. Nach dem gleichen Bericht des Jahres 1912 waren es im laufenden Jahr 180 M. und insgesamt bis dahin immerhin schon 4527,70 M., eine nicht unerhebliche Summe damals!

So hatte sich bayernweit ein gut strukturiertes und organisiertes Feuer-wehrwesen etabliert, bis zum Ende der 80er Jahre auch in Eppenschlag. Feuerwehrdienst war längst zu einer ehrenvollen Aufgabe für die Heimat-gemeinde (und darüber hinaus!) geworden. Alle Freiwilligen Feuerwehren waren in dem 1841 in München gegründeten „Bayerischen Landes-feuerwehrverband“ zusammengeschlossen, auf Bezirksamtsebene zum „Bezirks-Feuerwehr-Verband Grafenau“.

Die zwei historischen Wurzeln der Eppenschlager Wehr

In 30 von 32 Gemeinden des Königlichen Bezirksamtes Grafenau war bis zum Ende der 80er Jahre die Gründungswelle Freiwilliger Feuerwehren abge-schlossen. Drei kleinere Gemeinden (die sich im Schutzbereich größerer Nachbarfeuerwehren wussten!), folgten erst in den 90er Jahren: Hartmannsreith und Mitternach 1896 und am 12. Juni 1898 die „Freiwillige Feuerwehr Groß-misselberg“. Und deren Gründung bedeutete für die Eppenschlager Wehr eine große Verstärkung, schon damals (durch ihre unmittelbare Nähe!) und erst recht 48 Jahre später – wovon noch zu berichten sein wird. Denn die heute in ihrer Leistungsfähigkeit als vorbildlich bekannte „Freiwillige Feuerwehr Eppen-schlag“ hat zwei historische Wurzeln: die ältere Eppenschlager und die etwas jüngere Großmisselberger Wurzel!

12. Juni 1898:
Die Nachbar-Feuerwehr Großmisselberg wird gegründet

Und die trat vom Tag ihrer Gründung an selbstbewusst und kraftvoll mit 33 Mitgliedern in die regionale Feuerwehrgeschichte ein. Gründungsmitglieder der „Freiwilligen Feuerwehr Großmisselberg“ waren:
Johann Pflanzl, Bauer in Kleinmisselberg, Josef Meier, Bauer in Almosenreuth, Max Bauer, Bauer in  Hohenthan, Josef Wirthl, Bauer in Almosenreuth, Franz
Geißl, Müller in Hun- germühle, Xaver Eder, Mauerer in Hohenthan, Engelbert Schneider, Bauer in Kleinarm-schlag, Karl Bauer, Gütlerssohn in Hohen-than, Josef Fürst, Knecht in Großmißl-berg, Josef Wurstbauer, Knecht in Kleinmißl-berg, Ludwig Hilz, Knecht in Hunger-mühle, Johann Huber, Bauer in Kleinarm-schlag, Josef Reiner, Bauer in Kleinarm-schlag, Johann Reiß, Gütler in Hungerberg, Alois Preis, Bauer in Hungerberg, Xaver Sagerer, Knecht in Kleinmißlberg, Alois Moosbauer, Knecht in Großmißlberg, Karl Müller, Gütler in Weberreuth, Michael Kaufmann, Knecht in Großmißlberg, Heinrich Vogl, Knecht in Hohenthan, Georg Köck, Gütler in Hungerberg, Xaver Prinz, Knecht in Weberreuth, Georg Brachmann, Knecht in Hungermühle, Michael Müller, Knecht in Kasberg, Michael Sitzberger, Bauerssohn in Kleinmißlberg, Jakob Garhamer, Bauer in Hohenthan, Josef Pfafferl, Gütler in Hungerberg, Georg Köck, Gütler in Hungerberg, Michael Köck, Bauer in Kasberg, Max Garhammer, Bauer in Hohenthan, Michael Köckeis, Bauer in Rötz.

Funktionsfähige Großmisselberger Führungsmannschaft

Noch in der Gründungsversammlung gab sich die „Freiwillige Feuerwehr Großmisselberg“ eine funktionsfähige Führungsspitze. Aus den anwesenden Gründungsmitgliedern wurden gewählt: Zum Vorstand Johann Pflanzl, als Kommandant Josef Meier, Adjudant Max Bauer, Spritzenmeister Josef Wirthl und Johann Reiß, Spritzenzugführer Josef Reiner, Kassier Franz Geißl, Schriftführer Xaver Eder, Zugführer Engelbert Schneider, zu Steigern Karl Bauer, Josef Fürst, Andreas Wirth, Josef Wurstbauer, Ludwig Hilz, Johann Huber. Allen weiteren Gründungsmitgliedern wurde die Funktion „Spritzen-mann“ zugewiesen.

Kommandant Josef Meier scheint sein Amt bis 1919 ausgeübt zu haben. Seine Nachfolger waren Luitpold Köckeis, Bauer in Rötz (1919–1924), Peter Pichler, Gastwirt in Großmisselberg (1924–1928), Karl Huber, Wirtssohn in Großmisselberg (1937–1938), Michl Geiß, Bauerssohn in Kleinmisselberg (1938–1939). Die kurzen Amtszeiten von Huber und Geiß begründen sich jeweils durch den Vermerk „eingerückt“. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges enden die Aufzeichnungen.

Lückenhaft sind sie vor allem im Hinblick auf das Amt des Vorstandes. Gründungsvorsitzender Johann Pflanzl scheint dieses Amt bis 1928 geführt zu haben. Erst 1934 lässt sich wieder eine Vorstandswahl belegen. Ab dieser Zeit lag die Vereinsführung in den Händen von Alois Mittermüller, Bauerssohn in Weberreuth.

Gut gerüstete Großmisselberger Wehr

 

Interessant sind Vergleichsdaten, die sich aus einer Statistik des Bezirks-feuerwehrverbandes Niederbayern um 1910 ergeben: Demnach hatte die Gemeinde Eppenschlag damals 615 Einwohner; 59 Aktive zählte die Freiwillige Feuerwehr, die im Besitz von 150 Meter Schlauchmaterial war. Die Daten für die Gemeinde Großmisselberg: 325 Einwohner, 32 Aktive, 30 Meter Schlauchmaterial. Abzuleiten ist daraus u. a., dass die Freiwillige Feuerwehr Großmisselberg von allem Anfang an im Besitz einer Feuerspritze war (Schlauchmaterial!), was auch die Funktionsverteilung bei der Gründungs-versammlung belegt: Spritzenmeister, Spritzenführer, Spritzenmann. Eine neue Handdruckspritze wurde 1926 angeschafft. Doch dazu später mehr!

1912: Feierliche Weihe einer Feuerwehrfahne

14 Jahre nach ihrer Gründung feierte die „Freiwillige Feuerwehr Großmissel-berg“ ein großes Fest: die feierliche Weihe ihrer Vereinsfahne am 27. Mai 1912. Fahnenmutter war Anna Pflanzl, die Ehefrau des Gründungsvorsitzenden Johann Pflanzl. Patenverein war – wie könnte es auch anders sein? – die Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag. Großmisselbergs Feuerwehrfahne aus dem Jahre 1912, ein historisches Prachtstück, ist uns bis auf den heutigen Tag er-halten! Es macht den Stolz aller Vereinsmitglieder auf eine voll funktionsfähige Feuerwehr in ihrer kleinen Großmisselberger Heimatgemeinde deutlich. Erhalten geblieben sind uns auch das Paten- und das Fahnenmutterband.

Dass die „Groß“misselberger bei der Fahnenweihe im Jahre 1912 ihrem Orts- und Gemeindenamen voll gerecht geworden sind und „groß“ gefeiert haben, belegt unten abgebildete Rechnung über „400 Festzeichen, 25 Erinnerungs-bänder, 1 Gegenpatenband und 8 Achselschleifen“. Das Patenband für die Eppenschlager Wehr haben die Großmisselberger damals bei der „Artistischen Anstalt für Fahnen- und Paramenten-Stickerei“ L. M. Rupprecht in München gleich mitbestellt. Der Betrag von 15 M. dafür ist auf der Rechnung gestrichen, weil die Eppenschlager ihr Patenband natürlich selbst bezahlt haben!

Die Rechnung erschließt uns auch die finanzielle Bilanz der Fahnenweihe: Kleinausgaben für Porto, Zustellgebühr, Postüberweisung, Spagat (zum Anheften der Erinnerungsbänder!), „größere“ Ausgaben für Musik (38 M.), den „Schütz“ der Böllerkanone (9 M.), fürs „Taferl“ (5,50 M.).

Auf der Rückseite der Rechnung ist handschrift-lich der Preis der Fahne vermerkt (300 M.) und mit gerundeten Zahlen Bilanz gezogen: Gesamt-ausgaben von 429 M. standen Einnahmen von 405 M. gegenüber. Für ihre Fahnenweihe musste die Großmisselberger Wehr also nur 24 M. aus der Vereinskasse berap-pen!

 

 

 

 

 

 

 

 

1926: Neue Handdruckspritze wird angeschafft

Ein weniger festliches, aber sehr freudig gefeiertes Ereignis war im Jahre 1926 der Ankauf einer neuen Handdruckpumpe, wie es diesem Foto der Großmisselberger „Feuerwehrfamilie“ vor dem Vereinsgasthaus Peter Pichler (Stachelwirt!) zu entnehmen ist. Sie war im Spritzenhaus der Wehr in Kleinmisselberg untergebracht, das nach 1945 zu Schönberg kam und damit sämtliche Großmisselberger Feuerwehr-Requisiten – nicht nur die 1926 ange-schaffte Handdruckpumpe, sondern auch die Vereinsfahne aus dem Jahre 1912. Und von der wird später nochmals zu berichten sein!

 

Hilfeleistung bei zahlreichen Bränden

 

Mit der neuen Handdruckpumpe war man für Brandeinsätze noch besser gerüstet! Eine darüber akribisch geführte Liste weist den ersten Einsatz der neuen Spritze beim insgesamt 19. Brandfall seit 1898 aus, an dem die Freiwillige Feuerwehr Großmisselberg mit Löscharbeiten beteiligt war: „19. Zehrerhof, 29. August 1926 (Neue Spritze erstmals in Verwendung).“ Der nahe Beginn des Zweiten Weltkriegs unterbrach 1938 auch die Aufzeichnung über die bis dahin 37 Brandeinsätze der Großmisselberger Wehr. Ihre Chronologie von 1898 - 1938 soll daher zunächst das Kapitel „Freiwillige Feuerwehr Groß-misselberg“ abschließen.
„Brandtabelle der freiwilligen Feuerwehr Großmißlberg.
Ausgerückt ist die Feuerwehr zu Bränden.

  1. Mitternach, September 1898.
  2. Eppenschlag, 2. Juli 1899.
  3. Eberhartsreith, Oktober 1899.
  4. Hungermühl, 19. Mai 1903.
  5. Kirchberg, 28. Mai 1903.
  6. Hartmansreith, 21. Juni 1903. – Blitz!
  7. Kleinarmschlag, 22. Oktober 1906.
  8. Kirchdorf, 6. Dezember 1908.
  9. Innernzell, 9. September 1911.
  10.  Schönberg, 22. Oktober 1915.
  11.  Winkelhof, 30. Oktober 1921.
  12.  Lueg, 18. September 1922.
  13.  Rametnach, 12. September 1923.
  14.  Wolfertschlag, 20. Juli 1924.
  15.  Hungerberg, 17. Mai 1925.
  16.  Kirchdorf, 3. August 1925.
  17.  Mitternach, 9. August 1925.
  18.  Kleinarmschlag, 4. April 1926, hl.Osterfest, im Entstehen gelöscht!
  19.  Zehrerhof, 29. August 1926. (Neue Spritze erstmals in Verwendung)
  20.  Zehrermühle, 6. Oktober 1926.
  21.  Rötz, 15. Oktober 1926.
  22.  Eberhardsreith, 17. Oktober 1926.
  23.  Nendlnach, 13. November 1926.
  24.  Schönberg, Februar 1927.
  25.  Schlag b. Kirchdorf, 2. Oktober 1927, nach 2 Kilometer wieder retour.
  26.  Hungermühle, 9. Februar 1927.
  27.  Klotzing, August 1929, Blitzschlag.
  28.  Stadl, 9. April 1930, Brandstiftung.
  29.  Asbergerhof, 15. Juli 1931, Brandstiftung durch Kinder.
  30.  Kirchberg bei Schönberg, 4. August 1931, Brandstiftung.
  31.  Gerlesreith b. Schönberg, 11. August 1931, Brandstiftung.
  32.  Hartmansreith b. Schönberg, 28. November 1932, Brandstiftung.
  33.  Hungermühl, 25. Januar 1933, Elektrisch!
  34.  Kleinarmschlag, 8. Oktober 1933, Brand durch Kinder.
  35.  Großmißlberg, 23. Oktober 1933, durch Frau Schwankl.
  36.  Grünbach b. Regen, August 1936.
  37.  Großmißlberg, 30. September 1938.“

Diese Liste dokumentiert nicht, bei wie vielen dieser Brandfälle die Groß-misselberger und die Eppenschlager Wehr Seite an Seite gearbeitet haben. Doch es ist anzunehmen, dass dies bei dem allergrößten Teil von Bränden sowohl im Großmisselberger als auch im Eppenschlager Gemeindegebiet der Fall war. Die beiden Nachbarfeuerwehren waren also durchaus ein gegenseitiger Gewinn und sollten das ab 1945 noch organischer werden!

1899: Erweiterte „Ortspolizeiliche Vorschrift“
für Großmisselberg und Eppenschlag

Doch zurück zur Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag, die wir 1898 mit der Gründung der Großmisselberger Wehr verlassen haben. Zu diesem Zeitpunkt erfüllt beide Gemeinden und beide Wehren eine neue Sorge, mit der sich schon im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert das 20. mit ganz neuen Feuergefahren ankündigt, ausgehend von Zündhölzern, Feuerzeugen, leicht entzündlichen Stoffen . . . . 1899 erlassen beide Gemeinden folgende gleichlautende orts-polizeiliche Vorschrift:

„Es ist verboten, Zündhölzer, überhaupt Feuerzeuge und leicht entzündliche Stoffe wie Öl, Pech, Talg, Kampfer, Spiritus u. dgl. in einer Weise aufzubewahren , daß sie Kindern, Blödsinnigen, Wahnsinnigen, Betrunkenen leicht zugänglich sind. Zuwiderhandlungen werden, sowie dieselben nicht ohnehin schon unter bestehende Strafbestimmungen fallen, gemäß § 368 Ziff. 8R.-St.-G.-B. mit Geldstrafen bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.“

1902: Neue Feuerspritze zum 25-Jährigen der Eppenschlager Wehr

Das 20. Jahrhundert war angebrochen. Wir schreiben das Jahr 1902. Die Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag erinnert sich ihres Gründungsdatums: 25. März 1877. Nach schwieriger Gründer- und Aufbauzeit ist man sich seiner eigenen Geschichte sehr wohl bewusst: 25 Jahre Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag! Doch ein Gründungsfest zu feiern, daran denken die damaligen Feuerwehrpioniere und –idealisten nicht. Aber mit der „vierräderigen Saugpumpe“ ist man längst unzufrieden! Nicht umsonst ist diese ja bei der Gemeindevisitation 1883 schon bemängelt worden.

Alle Feuerwehraktiven waren sich einig: Zum 25-Jährigen muss eine neue Feuerspritze her! Unterstützung in ihrem Anliegen fanden sie bei Lehrer Joseph Bruckhuber, der, wie alle seine Vorgänger, zugleich Gemeindeschreiber war. Gemeinsam verschafften sie sich beim Gemeindeausschuss Gehör und schon am 10. Juli 1902 berichtet die Gemeindeverwaltung an das Bezirksamt:

„Dem kgl. Bezirksamte Grafenau wird .... angezeigt, daß am kommenden Sonntag am 13. Juli nachmittags um 2 Uhr in Eppenschlag Übung der Feuerwehr stattfindet. Hiebei wird die neue Feuerspritze durch den Vertreter der Firma Braun-Nürnberg geprobt und sodann übergeben.“ Das noch gut lesbare Typenschild gibt uns über die Spritze und ihren Hersteller genauere Auskunft: „Nürnberger Feuerlöschgeräte- & Maschinenfabrik A. G. vorm. Justus Christian Braun, Nürnberg, Fabrik-Nr. 6525“, ein handwerkliches Meisterstück, das bis heute seinen Glanz nicht verloren hat!

 

Stolz prangt „Eppenschlag 1902“ auf der neuen Handdruckspritze und dokumentiert damit nicht nur das Jahr ihrer Inbetriebnahme, sondern eindrucksvoll auch das 25-jährige Bestehen der Eppenschlager Wehr. Auf die neue, damals topmoderne Feuerspritze waren natürlich besonders Eppenschlags Feuerwehridealisten stolz, doch mit ihnen auch Bürgermeister Josef Baumann (Landwirt in Marbach) und seine Gemeindeausschussmitglieder. Nur ganz selten war eine Übung so gut besucht, wie die am Sonntag, dem 13. Juli 1902, nachmittags um 2 Uhr, ein Gemeindeereignis, das zudem viele Schaulustige aus der Gemeindebevölkerung anlockte. Ein Gründungsfest ganz anderer, aber ohne Zweifel sehr sinnvoller Art!

Die Handdruckpumpe aus dem Jahre 1902 - ein Prachtstück ihresgleichen und noch unvermindert funktionstüchtig! - ist bis heute im Besitz der Feuerwehr. Am 13. Juli 1902 in Dienst gestellt, feiert Eppenschlags historische Feuerspritze zusammen mit dem 125-jährigen Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr am 3./4. August 2002 ihren einhundertsten Geburtstag – fast auf den Tag genau! Zugleich erinnert sie aber auch an das „so ganz andere“ Gründungsfest zum 25-jährigen Bestehen der Wehr vor nunmehr ebenfalls genau einhundert Jahren! Eindrucksvoll dokumentiert sie damit Eppenschlager Feuerwehrgeschichte und verdient es umso mehr in Ehren gehalten zu werden, als die historische Feuerwehrfahne aus der Gründerzeit der Wehr den schrecklichen Kriegsein-wirkungen in Eppenschlag 1945 zum Opfer gefallen ist.
Ein ehrendes Gedenken soll in diesem Zusammenhang Max Schiller aus Marbach gelten, der 1979, als damals ältester Feuerwehrmann, im Alter von 87 Jahren verstarb. Er fühlte sich mit Eppenschlags alter Handdruckpumpe in besonderer Weise verbunden und pflegte sie wie seinen Augapfel. Stolz kutschierte er mit geübter und sicherer Hand seine „geliebte Feuerspritze“ beim Festzug zum 100-jährigen Grün-dungsfest der Eppenschlager Wehr im Jahre 1977 durch das Dorf. Den „Eh-renplatz“ auf dem Kutschbock neben ihm durfte Alois Knauer vom Kirch-dorfer Patenverein einnehmen.

 

 

 

Zur Geschichte des Eppenschlager Feuerhauses am Dorfanger

Doch es ist halt so im Leben. Alles Neue wird viel zu schnell zur Selbst-verständlichkeit! So auch die neue Handdruckspritze. In einem Gemeinde-Visitationsbericht aus dem Jahre 1909 lesen wir u. a.:

„Im Feuerhaus ist eine Spritze vor Verstaubung zu bewahren und mit einer vorhandenen Decke auch wirklich zuzudecken. Zündhölzer sind in einem Blech-kästchen stets bereit zu halten.“

Die Gemeindeverwaltung antwortet dem Bezirksamt am 8. Dezember 1909:

 „Im Feuerhaus wird die Spritze zugedeckt. Zündhölzer dort aufzubewahren ist jedoch unzweckmäßig, da sie von der Feuchtigkeit in kürzester Frist unbrauch-bar würden . . . . Köppl Otto (damals Kommandant, Anm. d. Verf.) wurden die ihn betreffenden Anordnungen am 14. IX. 09 nachweislich eröffnet.“

Das Feuerhaus am Eppenschlager Dorfanger aber scheint Sorgenkind von Feuerwehr, Gemeinde und Bezirksamt (!) geblieben zu sein. So lesen wir in einem Gemeinde-Visitationsbericht aus dem Jahre 1916:

„Das Feuerhaus bedarf einer gründlichen Reparatur: Die Türangeln sind ausgebrochen, der Verputz ist schlecht, ebenso der Boden, stellenweise sind sogar aus dem Mauerwerk Steine ausgebrochen.
Die Schläuche sind unzweckmäßig aufgehoben. Es ist eine geeignete Vor-richtung zur Schlauchaufbewahrung herzustellen, und zwar an einer Stelle, wo nicht wie zur Zeit die Möglichkeit einer allenfalls böswilligen Unbrauchbar-machung der Schläuche von außen besteht.

Der Zaun am Feuerweiher ist zu ergänzen und in gutem Stande zu erhalten.“

 

Es lässt sich aus den vorhandenen Unterlagen nicht nachvollziehen, inwieweit an dem beanstandeten „Feuerhaus“ Reparaturen oder Verbesserungen vor-genommen wurden. 1935 musste es dem Baubeginn der Kreisstraße nach Spiegelau weichen. Im Winter 1934/35 – kurz vor seinem Abbruch – entstand diese Aufnahme des 1878/79 erbauten „Feuer-Requisiten-Gebäudes“, in dem zu diesem Zeitpunkt immerhin schon Eppenschlags erste „Motorspritze“ unter-gebracht war. Dazu gleich mehr. Auf dem Foto ist am Tor rechts übrigens auch der Anschlagkasten für die „Bekanntmachungen“ der Eppenschlager Freiwil-ligen Feuerwehr zu erkennen.

 

Nach dem Abbruch des Gebäudes im Frühjahr 1935 blieb Eppenschlag 17 Jahre lang ohne Feuerwehrgerätehaus - bedingt durch die nahen Kriegs- und die ersten Nachkriegsjahre. Ein zeitgemäßer Neubau konnte sogar erst 1973/74 ver-wirklicht werden! Doch als im Jahre 1952 das „Haus der Bäuerin“ mit seinem markanten Türmchen fertig gestellt war, hatten in seinem Kellergeschoss (zusammen mit dem Schlauchtrockenturm!) auch sämtliche Feuerwehr-Gerätschaften wieder ein ordentliches Zuhause. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie auf verschiedene Häuser am Dorfanger verteilt.
1932: Eine Motorspritze wird angeschafft –
und geht „auf Wanderschaft“

Das betraf auch die erste, eben erwähnte Motorspritze von der Firma Magirus in Ulm, die im Jahre 1932 angeschafft wurde, möglicher Weise mit ein Verdienst von Kommandant Johann Köppl, der in diesem Jahr sein Führungsamt antrat. Hatte die Eppenschlager Wehr schon bei ihrer Gründung 1877 als insgesamt elfte in den damals 32 Gemeinden des Bezirksamtes Grafenau ihre Nase vorn, so auch bei den Motorspritzen im Grafenauer Land! Denn in dem gab es zwar bis zum Jahre 1932 einstweilen 42 Feuerwehren (in größeren Gemeinden z. T. mehrere!), doch waren erst 18 von ihnen mit Motorspritzen ausgerüstet. Und das, obwohl ihre Anschaffung gerade für die Eppenschlager einen gewaltigen finanziellen Kraftakt darstellte! Darauf soll gleich noch eingegangen werden.

Nach dem Abbruch des Feuerhauses am Dorfanger berichtet die Gemeindeverwaltung am 11. Oktober 1935 dem Bayerischen Bezirksamt Grafenau: „Betreff: Revision der Motorspritze. Zu anruhenden (sic!) Auftrag wird hiemit berichtet, daß die Motorspritze nun in der neuerrichteten Autogarage des Brauereibesitzers Herrn Falter untergebracht ist.“

Wie schlecht es insgesamt um die Finanzen der Freiwilligen Feuerwehr als auch der Gemeinde zu dieser Zeit bestellt war, belegt recht drastisch ein Schreiben im Zusammenhang mit der neuen Motorspritze, das der „Reichsnährstand, Kreisbauernschaft Passau“ im Auftrag der Gemeinde Eppenschlag an die Firma Magirus in Ulm richtete:

„I. An die Firma Magirus, Ulm.
Zur Rechnung Nr. 2516 für die Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag.

Die Gemeinde Eppenschlag hat sich darüber beklagt, dass in der Rechnung für die Freiwillige Feuerwehr vom 9. 6. 34 Nr. 2516 für persönlichen Verbrauch ein Betrag von 9,65 RM und für Fahrt- und Arbeitszeit ein Betrag von 30,80 RM eingesetzt sei, obwohl die tatsächliche Arbeitszeit nur 3 Stunden betragen habe und am gleichen Tag für eine Nachbargemeinde weitere 24 RM für Fahrt- und Arbeitszeit berechnet worden sei.
Mit Rücksicht auf die allgemeine Notlage der Waldgemeinden möchte ich mir die Anfrage gestatten, ob nicht ein erheblicher Nachlass zugestanden werden könnte, sofern bei der Rechnungsstellung nicht überhaupt ein Irrtum unterlaufen ist.

II. Abdr. Mit 3 Beilagen an den Gemeinderat Eppenschlag.

Die Rechnung entspricht, wie bereits mündlich mitgeteilt, dem, was bei Monteurrechnungen üblich ist. Es wird sich deshalb empfehlen, wenn die Gemeinde bei Beauftragung auswärtiger Maschinenfabriken in Zukunft größte Zurückhaltung übt.“
1935: Feuerweiher als „Notstandsarbeiten“

Doch die Zeiten damals waren insgesamt schlecht. Nur über sog. „Notstandsarbeiten“ konnten in den Bayerwald-Gemeinden notwendige Projekte verwirklicht werden. So wurde 1935 auch ein allererstes Teilstück der späteren Kreisstraße von Eppenschlag nach Spiegelau als „Notstandsarbeit“ gebaut, damals allerdings nur knapp bis über die Abzweigung nach Rametnach. Fertig gestellt wurde sie erst in den Jahren 1949/50 – auch zu der Zeit wiederum als „Notstandsarbeit“. Und als solche wurde in den 30er Jahren auch der Bau von Feuerweihern gefördert. So beantragt die Gemeinde Eppenschlag 1935 als „Notstandsarbeit“ die Anlage von drei Feuerweihern und zwar für die Ortschaften Marbach, Wolfertschlag (Vergrößerung des bestehenden Feuer-löschteiches) und Rametnach (Ersatz für die alte Wasserreserve aus dem Jahre 1878). Auch die Gemeinde Großmisselberg beantragt im gleichen Jahr die „Errichtung von 5 Feuerweihern zu je 200 cbm“ in ihrem Gemeindegebietals „Notstandsarbeit“.

 

Um diese Zeit stellt sich das Gesicht Eppenschlags – festgehalten auf einer Postkarte aus dem Jahre 1936 - folgendermaßen dar: Die neu gebaute, spätere Kreisstraße nach Spiegelau durchzieht das Dorf und durchschneidet jäh den Dorfanger, vorbei an Kriegerdenkmal und Pfarrkirche, die ebenfalls im Jahre 1935 ihren 33 Meter hohen Spitzturm erhalten hatte. Nach wie vor gibt es den Löschweiher auf dem Dorfanger (noch bis zum Anfang der 50er Jahre!): auf dem Bild links unten ist vor den Häusern rechts neben der Kirche der Zaun zu erkennen, der den Weiher einfriedet. Und nach alter Eppenschlager Tradition überrragt der Maibaum den 33 Meter hohen Kirchturm!

Militärdienst und Kriegstote dezimieren Feuerwehr

Doch bald wird es still um Feuerwehr und Feuerschutz in den beiden Gemeinden. Mit großen Schritten geht es in den Jahren nach 1935 der verstärkten Einberufung zum Militärdienst, der Mobilmachung und dem Kriegsbeginn entgegen. Die Aufzeichnungen von den Feuerwehren selbst oder über das Feuerwehrwesen in Eppenschlag und Großmisselberg werden seltener und brechen schließlich ganz ab. Doch wie sollte ein aktiver Feuerwehrdienst auch aufrecht erhalten werden? Denn schon zu Anfang der 40er Jahre hatten sich auch über Eppenschlag die Schatten des Dritten Reiches zu immer dunkleren Kriegswolken verdichtet. 125 Männer der Gemeinde sind im Kriegseinsatz. Die Zahl der Arbeitskräfte in der Heimat reicht kaum aus, die Ernte einzubringen. Eine rasant steigende Zahl von Kriegstoten bringt viel Leid in die betroffenen Familien. 54 Gefallene und 16 Vermisste hat Eppenschlag bei Kriegsende zu beklagen.

Kriegsende und Flammen-Inferno in Eppenschlag

 

Und auch für die Ortschaft selbst wird das Kriegsende zum Schicksalstag! Zuerst flammenhell, dann dunkel wie nie zuvor in der Geschichte, wird es für Eppenschlag am 25. April, am Markustag des Jahres 1945. SS zieht ins Dorf, amerikanische Truppen beschießen es. Ein Flammeninferno bricht aus. Nur wenige Häuser im unteren Dorf bleiben verschont, darunter Kirche, Pfarrhof und Schule. Von 15 Anwesen im Dorf jedoch bleiben nur rauchende Trümmer-haufen zurück.

Politischer Neuanfang 1945:
Großmisselberg kommt zu Eppenschlag

Glücklicherweise bleibt den anderen Gemeindedörfern – auch in Großmisselberg - ein ähnliches Schicksal erspart. Am 8. Mai 1945, 9 Uhr, ist Friede! Während in Eppenschlag fleißig und zäh am Wiederaufbau gearbeitet wird, markiert das Kriegsende vor allem politisch einen Neuanfang. Die Gemeinde Großmisselberg wird aufgeteilt, der südliche Teil kommt zu Schönberg, Großmisselberg selbst zusammen mit Kleinarmschlag, Hohenthan, Hungerberg und Hungermühle zur Gemeinde Eppenschlag. Demokratisch legitimiert wird diese Aufteilung schließlich am 28. Dezember 1946 und damit endgültig: Bei einer Abstimmung aller Einwohner des ehemaligen Großmissel-berger Gemeindegebietes (beim „Stachelwirt“) fehlen nur ganz wenige Stimmen für eine weiterhin selbständige „Gemeinde Großmisselberg“.

Großmisselberger Aktive verstärken Eppenschlager Wehr

 

Doch diesen Neuanfang für beide Gemeinden gibt es nicht nur in kommunaler Hinsicht, sondern ebenso auf Feuerwehrebene. „Zwei historische Wurzeln hat die Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag“, stand weiter vorne zu lesen, „die ältere Eppenschlager und die etwas jüngere Großmisselberger Wurzel“. Und gerade für den Neuanfang und Wiederaufbau der Wehr nach Kriegsende bedeuteten die Großmisselberger Feuerwehraktiven die notwendige personelle Verstärkung, die erheblichen Kriegslücken wieder zu schließen.

Eine Geschichte zum Schluss:
Großmisselbergs Feuerwehrfahne auf Wanderschaft!

Eine historische Lücke in der gemeinsamen Nachkriegsgeschichte der beiden Wehren - seit 1945 vereint in der „Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag“ - schließt seit 1999 die Großmisselberger Feuerwehrfahne aus dem Jahre 1912. Als ein wichtiges historisches Bindeglied der beiden Wehren soll die jüngste Geschichte dieser alten Großmisselberger Fahne das Kapitel „Aus der Grün-derzeit der Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag (1877 - 1946)“ beschließen.

Nach der endgültigen Auflösung der Gemeinde Großmisselberg im Jahre 1946 und ihrer politischen Aufteilung zwischen Schönberg und Eppenschlag fielen alle Großmisselberger Feuerwehr-Requisiten zusammen mit Kleinmisselberg und dem Spritzenhaus dort an Schönberg, darunter auch die Feuerwehrfahne. Bei der Schönberger Wehr wurde sie durchaus in Ehren gehalten und hatte im Fahnenschrank dort ihren Platz – bis 1999!

Hatten die Eppenschlager früher schon vergebliche Versuche unternommen, die alte Großmisselberger Feuerwehrfahne „heimzuholen“, einigte man sich darüber im Jahre 1999 zwischen den Kommandanten von Schönberg und Eppenschlag, Hansbauer und Molz. Nach der Weihe des neuen Schönberger Feuerwehr-fahrzeugs am 25. Juli 1999, an der eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag teilnahm, wurde die historische Großmisselberger Feuerwehrfahne übergeben und in einem kleinen „Triumphzug“ von den Feuerwehraktiven zu Fuß über Großmisselberg, ihrer „historischen Heimat“, nach Eppenschlag ge-bracht, wo sie nunmehr im neuen Feuerwehrgerätehaus einen Ehrenplatz hat.

Und die Ereignisse dieses 25. Juli 1999 werden nicht nur wegen des brütend heißen Sommertages für alle Beteiligten unvergesslich bleiben: Kommandant Walter Molz hatte es sich nicht nehmen lassen, die alte Fahne selbst zu tragen. Auch Vorstand Karl-Heinz Fraas gehörte zu dem „Fahnentrupp“, der auf halbem Weg zwischen Schönberg und Eppenschlag erste Rast vor Großmisselbergs Dorfkapelle einlegte. Und die begrüßte die „heimgekehrte“ Feuerwehrfahne mit freudigem Glockengeläut! Dann ging es weiter zum „Stachelwirt“, dem früheren Vereinsgasthaus der Misselberger Wehr – denn der Durst der zehn „Fahnen-träger“ war riesengroß! Ausgiebig gestärkt für ihren Weitermarsch über schat-tenlose Sommerwiesen und auf glühend heißen Teerstraßen brachten Eppen-schlags Feuerwehraktive Großmisselbergs alte Feuerwehrfahne in ihre neue Feuerwehrheimat.

 

Aus der Geschichte gewachsen:
Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag

So führt uns jene Gegenwartsgeschichte über die Großmisselberger Feuerwehr-fahne aus dem Jahre 1912 wieder zurück zu den historischen Wurzeln der „Freiwilligen Feuerwehr Eppenschlag“ mit ihrer jüngeren Großmisselberger und ihrer älteren Eppenschlager Wurzel. Und die tragen seit 1945 gemeinsam den kräftigen Stamm der Nachkriegsgeschichte der Eppenschlager Wehr, über den sich heute das starke Geäst und die mächtige Krone einer einsatzfreudigen, leistungsstarken, technisch hoch gerüsteten Feuerwehr erhebt.

Aus der Geschichte gewachsen,

in der Gegenwart bewährt,

für die Zukunft gerüstet:
Freiwillige Feuerwehr Eppenschlag!

Mit dieser Begebenheit aus dem Jahre 1999, die Vergangenheit und Gegenwart so trefflich verbindet, beendet der Chronist seine Arbeit zu den historischen Wurzeln der Eppenschlager Wehr und legt die aktuelle, noch leicht fassbare Nachkriegsgeschichte in die dafür kompetenteren Hände der Freiwilligen Feuerwehr unserer Tage, die als ältester Eppenschlager Traditionsverein durch eine lebendige, wechselvolle Geschichte 125 Jahre jung geblieben ist!

Peter Slesiona